Leiden. Kannst du leiden? Leiden kann jeder. Aber sich im Leid
suhlen, das Leid annehmen, darüber hinweg kommen, und den
kurzfristigen Triumph über das Leid, der nur darin besteht, es
aufrecht ertragen zu haben, als Glück zu sehen, nur um sich bald
neuen Leiden hinzu- nicht aber zu ergeben - das will gelernt sein.
Was leiden angeht, glaube ich, kann ich ein Lied singen -
oder 10, oder 20 - aber ich stehe noch. Jedenfalls kommt es
mir manchmal so vor, als würde ich das Leid suchen, nur um es
überwinden und darüber schreiben zu können. Vielleicht ist es
aber so, dass das Leid mich sucht und ich darüber schreibe, weil
es nur so zu überwinden ist.
Das Leid wird erträglicher, wenn es festgehalten wird - wenn auch
nur in Worten und Melodien. Ich habe weniger Leid, wenn es geteilt
wird - wenn auch nur mitgeteilt. Vielleicht stimmt es, dass
geteiltes Leid halbes Leid ist. Vielleicht ist das aber - wie so
vieles andere auch - einfach nur Lüge.
Wie auch immer - ich möchte dir danken, dass du mir erlaubst mein
Leid mit dir zu teilen. Du trägst damit mein Päckchen ein Stückchen
mit mir und erleichterst meine Last. Wenn meine Lieder dich begleiten
während du deine Leiden erträgst und sie für dich Zeuge deiner Leiden
sein können, wie sie für mich Zeuge meiner Leiden sind, wenn sie dir
nur in einem Moment Trost sein können, wie sie mir in so manchen
Momenten Trost sind, dann sind wir in diesen Liedern fester
miteinander verbunden, als es die meisten Verwandten jemals sein
werden.
Wohlan, das sind meine Hörer, meine rechten Hörer, meine
vorherbestimmten Hörer - was liegt mir am Rest? Man muss der
Menschheit überlegen sein durch Kraft, durch die Höhe der Seele,
durch Verachtung.
Ich werde nicht aufhören meine Leiden in Lieder zu fassen bis meine
Leiden mir endlich das Rückgrat brechen, ich zu Boden falle und
sich die Menschheit auf mich stürzt. Doch selbst wenn es soweit ist
werdet ihr nicht verhindern können, dass neue Menschen aus diesen
Liedern Trost, Mut, Hoffnung und Kraft schöpfen. Unter diesen
Menschen wird immer einer sein der bereit ist, dieser Welt mit
fester Stimme seinen Schmerz, seine Leiden, seine Verachtung und
seinen Namen entgegen zu schleudern.
Das soll mir Trost sein.
In diesem Sinne... |